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Anna Ritter
Gedichte . 1. Auflage 1898


Am Kamin

Die Flammen liegen träumend im Kamin ...
Ich stoße mit dem Eisen hart hinein,
Daß sie, aus träger Ruhe aufgestört,
Sich lodernd auf den gelben Sohlen recken
Und mit dem heißen, rothen Mund empört,
In wilder Gier, nach meinen Händen lecken. -

Ja, lodert ... loht!
Erwärmt die kalte Hand,
In der das Blut so müden Pulsschlag schlägt,
Die nun so still das goldne Doppelband
Der Einsamkeit seit langen Jahren trägt. -
Sie ducken sich und kriechen scheu zusammen,
Sie flackern auf und züngeln um mich her
Und werfen ihren rothen Fackelschein
In meines Aug's erloschnen Glanz hinein. -

Was sucht ihr, Flammen?
Die Schwesterseele, die vor manchem Jahr
Gluthvoll wie ihr und lebensprühend war,
Die sich vermaß, die fliehenden Gestalten
Von Glück und Jugend kraftvoll fest zu halten?

Ach, die ist todt! -
Todt, wie ihr morgen seid,
Wenn euch die Asche der Vergänglichkeit
Begraben hat. Ihr zischt mich an und droht -

Ich aber weiß um eure bittre Noth,
Weiß, daß es Qualen sind, die euren Leib,
Den blühenden, zu grauem Staub verzehren.
Denn so wie ihr, hab ich, ein junges Weib,
Verzweifelnd um mein bischen Glück gerungen,
Und so wie euch, hat mich die Zeit bezwungen!


  Anna Ritter . 1865 - 1921






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