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 Joachim Ringelnatz
 103
Gedichte . 1. Auflage 1933
 
 
 
 
 
Zimmermädchen Die Zimmermädchen der Hotels,Die meine Betten schlagen und dann glätten,
 Ach wenn sie doch ein wenig Ahnung hätten
 Vom Unterschiede zwischen Polster und Fels.
 
 Ach wüßtet ihr, wie süß ihr für mich ausseht
 Im Arbeitskleid, ihr Engel der Hotels!
 
 Wenn wirklich eine heimlich mit mir ausgeht,
 Dann trägt sie Seide und trägt sogar Pelz,
 Sei's auch nur Wunderwandlung Hasenfells.
 
 Dann im Café krümmt ihr beim Tasseheben
 Den kleinen, roten Finger nach Manier.
 
 Und du merkst nicht, wie gern ich doch mit dir
 Nur eine Stunde möchte unmanierlich leben.
 Und würde dann - nebst Geld - als Souvenir
 Ein schließend, stilles, zartes Streicheln geben.
 
 Und würdet ihr des Streicheln doch nicht spüren.
 Denn ihr bedient nur Nummern an den Türen.
 
 Und wenn sie schlichte Ehre eng verschließen,
 Dann dienen sie, da andere genießen.
 
 Hab ich euch tausendmal in Korridoren
 Heiß zugesehn und heißer angesehn,
 Was ich erträumte, war voraus verloren.
 Denn meine Liebe könnt ihr nicht verstehn.
 
 
 Joachim
Ringelnatz . 1883 - 1934
 
 
 
 
 
 
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