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Spuren im Sande
162 Bücher



Rudolf Presber
Spuren im Sande . 1. Auflage 1906



Mozart

Ach, wie sie dich mit vollen Backen preisen,
Und jeder laut mit seiner Liebe prunkt!
Abseits steh' ich. Ich liebe deine Weisen,
Doch blieb ein Rätsel mir der Kontrapunkt.
Wohl haben sich vor Jahren mal die Tasten
Des Blüthnerflügels unter mir empört -
Gott segne mir den dicken alten Kasten;
Wie spielt' ich falsch und...hab' es nie gehört.

Die Lust war groß, ich hab' sie bald gezügelt;
Auch mein "Tenor" kam wie aus hohlem Faß.
Ich weiß es, Orpheus hätte mich geprügelt,
Apoll geschunden mich, wie Marsyas.
Du aber in des Himmels Morgenröte,
Mein Wolfgang Amadeus, hast gelacht,
Wenn als Sarastro aus der "Zauberflöte"
Ich dir mein Morgenständchen dargebracht.

Ich liebte dich. Wie doch der blonde Bube
Soldatenspiel vergaß und Feldherrnrang,
Wenn jubelnd neben seiner Kinderstube
Die Mutter deine frohen Weisen sang.
Und heimlich durch der Türe Spalte lugend
Sah er verklärt der Singenden Gesicht - -
Ach, hör' ich dich, so hör' ich meine Jugend,
Und meine Brust ist voller Glanz und Licht.

Ich wuchs. Und abseits stand ich wohl als Ketzer,
Wenn Virtuosenspuk sich hören ließ;
Wenn kommentierend ein gelehrter Schwätzer
Als einzigwahr das "Allerneueste" pries.
Ich war zu dumm, ich sag' es unumwunden.
Dein Figaro - ja, den verstand ich gut;
Und in den köstlichsten der Lebensstunden
Lag die Champagnerarie mir im Blut.

Ach, froher nie - ob ihr mich nun geringer
Einschätzt an Witz - hat dieses Herz gefühlt,
Als wenn (o Wunderwerk der schlanken Finger!)
Die Liebste mir den Don Juan gespielt.
Mir war's, als stiegen, reich von Rosenketten
Den Kinderleib umwunden, lieb und licht
Aus goldnen Morgenwölkchen Amoretten
In solcher sel'gen Stunde Traumgesicht.

Und wie umstrahlt vom heiterm Frühlingsglücke
Die Jugend selbst auf ihre Blüten blickt,
So hat aus weiß gepuderter Perücke
Dein frohes Antlitz oft mir zugenickt.
Und kommen andre glänzender in Waffen -
Sieh, deinen Kranz streut keiner in den Wind;
Denn hinter all dem Werk, das du geschaffen,
Steht liebenswert: der Mensch, das große Kind.

Früh ist dein lachend Leben dir zerronnen,
Du meiner Jugend Tröster und Genoß,
Du Herz, in das der Himmel seiner Sonnen
Köstlichstes Licht aus reinsten Schalen goß.
Du starbst so früh, auf daß du lebst auf Erden,
Wie dich des Bildners liebste Laune schuf -
In Lebensnöten alt und stumpf zu werden,
Ist für der Sonne Kinder kein Beruf!


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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