Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Media in vita
162 Bücher



Rudolf Presber
Media in vita . 1. Auflage 1902



Zu Goethes 150. Geburtstag

Es naht dein Volk mit Sang und Blütenzier,
Den Kranz des Dankes an dein Bild zu lehnen;
Den Weltenbürger feiern sie in dir,
Und preisen dich als Heiden und Hellenen.

Doch wie sich Weisheit auch der Kraft gepaart,
Ich spür's aus deinem Werk, aus Lieb' und Hadern:
Du warst ein Franke, fränkisch deine Art,
Und muntres Frankenblut in deinen Adern.

Und wenn die andern nur den Halbgott sehn,
Der über uns in Wolken hingeschritten,
Ich weiß, es haben jene Taunushöhn
Jung-Wolfgangs Traum und Himmel einst geschnitten.

Ich hab' von dir, an dem die Seele hing,
Die liebe Heimat neugeschenkt empfangen;
Den Weg, den Faust am Ostersonntag ging,
Bin ich - wie oft! - mit heißem Dank gegangen.

Es sprach zu mir der eisbefreite Strom;
Ich bin in Marthens Gärtchen eingetreten;
Und in dem kleinen Gäßchen hinterm Dom
Sah ich das Gretchen in der Nische beten ...

Ich ward nicht größer drum, du wirst nicht klein;
Mich dünkt, es spricht vertraut das Kind zum Kinde,
Wenn ich's wie lieben Taunusgruß vom Main
In deines Lebens goldnen Büchern finde.

Wie Heimatglocken bebt's mir übers Land,
Dichtung und Wahrheit, fühl' ich's selbst im Lesen,
Dann hab' ich dich, dann hab' ich deine Hand,
Dann führst du mich, wo ich so gern gewesen ...

Ich weiß, ich weiß, sie häufen Blatt auf Blatt
Und haben Spiegel deinem Bild geschliffen -
Wess' Herz geliebt die alte Kaiserstadt
Als Kind, wie du, hat dich erst ganz begriffen.

Und standst du wachsend auch am Fürstenthron,
Hat Gunst der Fremde Glanz und Macht geliehen,
Du bliebst im Geist doch der Patriziersohn,
Der in der freien, fränk'schen Stadt gediehen.

Und wie der Berg, aus dessen Felsenschoß
Die Quelle sprang, um Länder zu erquicken,
Dem Strome nachschaut, der so stolz und groß
Die Maste trägt auf seinem breiten Rücken,

So schaut der Größe deines Menschentums
Die Mainstadt nach, die nimmer dich verloren,
Und schrieb mit Mutterstolz ins Buch des Ruhms,
Daß sie den Wolfgang Goethe hat geboren!

Solang noch Klang die deutsche Zunge hat,
Solang auf Flügeln rauscht noch der Gedanke,
Sei unser Stolz das Wort: die Vaterstadt
Teil' ich mit ihm. Respekt, ich bin ein Franke!

Dein leuchtend Bild soll uns im Herzen stehn,
Soll uns vollendet fränk'sche Art bezeugen:
Der Wahrheit fröhlich in die Augen sehn
Und uns in Demut vor der Schönheit beugen!


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






Gedicht: Zu Goethes 150. Geburtstag

Expressionisten
Dichter abc


Presber
Media in vita
Dreiklang
Spuren im Sande
Aus Traum und Tanz
Und all' die Kränze ...
Aus zwei Seelen

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Zu Goethes 150. Geburtstag, Rudolf Presber