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 Rudolf Presber
 Media
in vita . 1. Auflage 1902
 
 
 
 
 
Vagantenlied Dem ist nichts zu verderben,Der nimmer was begehrt.
 Das bißchen Hungern und Sterben
 Ist nicht der Rede wert!
 
 Bedeckt mit weichem Moose
 Den rohen Spatenstich -
 Zu Aachen Karl der Große
 Schläft besser nicht, als ich.
 
 Und keinen süßeren Frieden
 Bei Stier und Katzenvieh
 Genießt in Pyramiden
 Die vierte Dynastie.
 
 Der Kaiser und die Nonne
 Und Papst und Bettelweib,
 Die strecken fern der Sonne
 Nicht wohliger ihren Leib.
 
 Und all die Himmelsstürmer
 Und was an Krücken schleicht,
 Ein Festmahl für die Würmer,
 Wenn erst das Ziel erreicht!
 
 Und grab', was stolz und edel,
 In fünfzig Jahren aus:
 Es sieht ihr blanker Schädel
 Gemein, wie meiner, aus!
 
 Und greif' der Königinnen
 Vermodert Prunkgewand -
 Wie dieses grobe Linnen
 Zerbricht's dir in der Hand!
 
 Und bist du ein Gebuchter
 Beim Heroldsamt - wie schad!
 Der Tod ist ein verfluchter,
 Blitzdummer Demokrat.
 
 Er schaufelt mir ein Gräbchen
 Bei einer Gräfin gar,
 Die trägt im Arm ein Knäbchen,
 Ein goldenes Krönchen im Haar.
 
 Die dacht' mit mir zu schlafen
 Gewiß nicht Tür an Tür ...
 Das Krönchen war vom Grafen,
 Das Knäbchen war von mir!
 
 
 Rudolf
Presber . 1868 - 1935
 
 
 
 
 
 
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