Noch einmal werd' ich kommen...

Noch einmal werd' ich kommen
Den Weg vom Waldessaum,
Den Talweg, den ich genommen
So oft, so oft im Traum.

Zu der Brücke rotsteinernen Bogen,
Vom Taunushauch umweht,
Wo thronend über den Wogen
Karl der Große steht.

Ich hör' nicht rauschen das Wasser
Die roten Pfeiler hinan;
Zieh' ein als tauber, blasser,
Wegmüder Wandersmann.

Und dann durch die Häusermassen,
Wo Elend kämpft und webt,
Wo finster über den Gassen
Der Dom zum Himmel strebt.

Und aus den Häusern und Lädchen
Im kargen Sonnenschein
Schau'n blasse, blonde Mädchen
Hinter dem Wagen drein.

Ich kann ihnen nicht mehr sagen,
Was ich in der Fremde litt -
Es zieh'n meinen schwarzen Wagen
Zwei schwarze Pferde im Schritt.

Von verhangenen Köpfen wehen
Die schwarzen Federn im Wind -
Meine Augen können's nicht sehen,
Meine Augen sind starr und blind.

Weit draußen im stillen Garten,
Da ist mein Haus gemacht,
Wo alle mich längst erwarten,
Die mir in die Wiege gelacht.

Wo mich die Heimaterde
So kühl umkleiden wird - - -
Ihr guten, schwarzen Pferde,
Seid ihr schon angeschirrt?


  Rudolf Presber . 1868 - 1935

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