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Rudolf Presber 
 
Media
in vita . 1. Auflage 1902 
 
 
 
Dem Unbekannten 
Von welcher unsichtbaren Hand 
Geschleudert einst der Feuerbrand, 
Der durch die trübe Dunkelheit, 
Durch Schicksalsgram und Menschenleid 
Noch hoffnungsstark aus Liedern bricht, 
    Ich weiß es nicht. 
 
Das aber weiß ich: daß in Not 
Die Flamme mir die Wärme bot, 
In Winterweh selbst unerschlafft 
Mir ließ die gute Leidenschaft, 
Die endlich doch im Flammensieg 
    Als Phönix stieg. 
 
Und dieses andre weiß ich auch: 
Nicht menschlich war der Flammenhauch, 
Der mich gehütet in Gefahr 
Vor dem, was klein und niedrig war, 
Und der aus tiefster Not und Schmach 
    Versöhnend sprach. 
 
Drum wo du weilest, höchste Macht, 
Die solche Leuchte mir entfacht, 
Ob sie im Todesscheidekuß 
Auch mit mir einst verglimmen muß, 
Ob sie in andern bleibet hier - 
    Ich danke dir! 
 
Dir dank' ich, der mir unbekannt 
Aus seiner gnäd'gen Schöpferhand 
Den Funken, der mich wärmen darf, 
Ins Dunkel meiner Seele warf. 
Solang mein Herz in Liedern spricht, 
    Verlösch ihn nicht!
 
 
 
 
Rudolf
Presber . 1868 - 1935 
 
 
  
 
 
 
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