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Rudolf Presber
Und
all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911
Zweierlei Karneval
Maskentreiben, Mummenschanz,
Lärmen, Lachen und Liebeln -
Winternächt'ger Flimmerglanz
Über verschneiten Giebeln.
Eil'ger Laternchen irrendes Licht,
Funkelnde Narrenketten;
Lärvchen vor dem Angesicht,
Zierliche Pierretten.
Falsche Prinzen, heiß vom Wein,
Narrensang und Schellen -
Drunten wälzt der alte Rhein
Ruhig seine Wellen.
König, Knecht und Seneschall,
Briten, Römer, Basken -
Schäkernd mischt der Karneval
Seine bunten Masken.
Fiedellocken, Baßgebrumm,
Ritter und Kanaille -
Pierrot stiehlt die Rechte um
Kolombinchens Taille.
Augengruß und Druck der Hand,
Flackerndes Verlangen -
Und der Larven Atlasband
Deckt die heißen Wangen.
Falscher Orden närrisch Gold,
Flötenspiel und Harfen -
Und der rhein'sche Fasching tollt
Lachend unter Larven.
Glockenschläge trägt der Wind
Weit, bis sie verstummten -
Wo am Markt der Brunnen rinnt,
Tanzen die Vermummten.
Aus des Mondes blankem Schild
Kalte Silberstrahlen -
Tief im Schatten Kreuz und Bild
Gotischer Kathedralen ...
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Fern im Ost zur selben Zeit
Huschen stumme Boten,
Eingehüllt ins Schleierkleid,
Zwischen den Pagoden.
Götzenfratzen links und rechts,
Frevlerfluch und Gröhlen -
Leises Wimmern und Geächz
Aus den Opiumhöhlen.
Unterm Schleier heiß gepreßt
Zum Gebet die Lippen -
Höhnisch grinsend pocht die Pest
An der Flücht'gen Rippen.
Larven, die mit letztem Schrei
Bang um Hilfe werben;
Larven eilen scheu vorbei
An der Brüder Sterben.
Larven, die kein Freund erkennt,
Irr'n wie arme Seelen;
Nur des Auges Jammern brennt
Aus umhüllten Höhlen.
Fern im Meer der Wimpelschein
Eines letzten Bootes -
Hei, nun herrschst du ganz allein,
Karneval des Todes!
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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