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Rudolf Presber
Und
all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911
Netze
Auf frühen stillen Morgengängen
Durch meines Gärtchens Sommergrün
Seh' oft ich kleine Netze hängen,
Aus denen hell die Tropfen sprühn.
Die zarten Falter, die zu naschen
An kleinen Blüten sich erfrecht,
Die liegen müde in den Maschen
Und eingesponnen im Geflecht.
Die da gesperrt die kleinen Gassen
Von Halm zu Halm mit Jägerlist,
Die Spinne hat ihr Werk verlassen,
Das nun ein Spiel der Winde ist ...
Und wenn mir dann im stillen Zimmer
Der Lieder muntres Werk begann,
Der kleinen Spinne denk' ich immer,
Die mir im Gärtchen Netze spann.
So zwischen Halm und Blumenköpfchen
Rankt Faden sich um Faden ein;
Der Sommermorgen wirft die Tröpfchen
Des Taus der Schönheit still hinein.
Und wie das zierliche Gewebe,
Das schon die Spinne längst vergaß,
Noch schaukelt zwischen Wand und Rebe,
Noch schimmert zwischen Klee und Gras;
So werden meine Lieder hangen,
Wenn der Ersinner längst entwich;
Und in verlaßnen Netzen fangen
Noch immer kleine Falter sich.
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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