Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Und all' die Kränze ...
162 Bücher



Rudolf Presber
Und all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911



Horaz

Poetenlos ist oftmals fraglich,
Selbst wenn man Stütze bleibt des Staats;
Doch ungetrübt und recht behaglich
Verlief das Leben des Horaz.

Von freigelass'nen braven Eltern
Erwuchs er im Naturgenuß.
Umweht von den romant'schen Wäldern
Des - (siehe Kiepert! -) Aufidus.

Bloß (ach, das Schicksal großer Geister!)
Die Math'matik hat ihn betrübt;
Und Flavius, den Rechenmeister,
Hat er von Herzen - nicht geliebt.

Sein teurer Vater wirkte ethisch
Auf seinen Sohn; das find' ich schön.
Und der studiert' peripathetisch,
Wie sich das ziemte, zu Athen.

Für Freiheit an des Brutus Seite
Stritt er, wie junge Leute tun;
Und dieser - wie ich gern verbreite -
Ernannte ihn zum Kriegstribun.

Die neue Würde trug er heiter,
Zu der sein Feldherr ihn erkor,
Bis er dann - bei Philippi - leider
In böser Schlacht den Schild verlor.

Just als es ihm zu Rom dann dreckig
Erging, begegnet ihm Mäcen;
Bald war sein Leib nun nicht mehr eckig,
Er ließ sich feist ein Bäuchlein stehn.

Trug Lorbeer bald als grünes Hütchen
Und erntet' selbst Virgils Applaus
Und trank auf dem Sabinergütchen
So manchen hübschen Eimer aus.

Ging viel spazieren, aß vorzüglich,
Und baute Oden dann und wann;
Und starb, den Sechzig nah, vergnüglich,
Wie nur ein Dichter sterben kann ...

Horaz, du machtest mir Beschwerden
Im Frankfurter Gymnasio:
Doch heut, ich möcht' dein Schüler werden,
So klug wie du, so lebensfroh!

Ich möchte (so im allgemeinen)
Vertändeln all mein Menschenleid;
Bei hübschen Mädchen, guten Weinen
Verbrächt' ich angenehm die Zeit.

Ich spräche ohne Furcht vom Tode
Und ließ des Lebens Fahne wehn
Und schrieb zuweilen eine Ode,
(Doch nicht zu viele) an Mäcen ...

Blos eins: Ich möchte nie betrüben
Die Jugend mehr im Weltgenuß,
Daß sie an mir - Grammatik üben
Und Jambenmaße zählen muß.

Und wenn verglüht mein letztes Fieber
Und wenn der letzte Kelch geleert,
Läg' ich - beim Zeus! - vergessen lieber
Und ungekannt und ungeehrt.

Wie könnt' ich mich zur Ruhe legen,
Träumt' ich den Unfug, den man treibt:
Daß ein Tertianer meinetwegen
In tausend Jahr'n noch - sitzen bleibt!


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






Gedicht: Horaz

Expressionisten
Dichter abc


Presber
Media in vita
Dreiklang
Spuren im Sande
Aus Traum und Tanz
Und all' die Kränze ...
Aus zwei Seelen

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Horaz, Rudolf Presber