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Rudolf Presber 
 
Und
all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911 
 
 
 
Herbstlicher Weg 
Kühles Licht um leere Plätze, 
Wo die Liebe flüsternd saß - 
Windgefegte Spinnennetze 
Hängen im geknickten Gras; 
Welkes Laub aus gelben Gärten 
Raschelt greisenhaft daher; 
Von des Sommers Sanggefährten 
Hörst du keinen einz'gen mehr. 
Und es ist, als ob uns beiden 
Hinterher ein Schatten schlich 
Durch der Wege Einsamkeiten - - 
Liebe Kleine, fröstelt dich? 
 
Und du willst es nicht gewahren, 
Daß die Blüten längst verweht; 
Und du willst es nicht erfahren, 
Daß die Erde schlafen geht. 
Deine heißen Augen warten, 
Daß, wie einst in heil'ger Früh', 
Frühlingsfroher Zaubergarten 
Bunt um unsre Liebe blüh'. 
Möchtest plaudernd mich gewinnen, 
Scherz'st und lächelst; aber ich 
Schreite schweigend tief im Sinnen - - 
Liebe Kleine, fröstelt dich? 
 
Goldig flimmert's durch der fahlen 
Weinlaubblätter müd' Gewind - 
Ach, ich kenne diese Strahlen, 
Die so kühl und kraftlos sind. 
Sieh, ich weiß dich in der Nähe, 
Und ich fühl' es jetzt: Du weinst - 
Daß ein Wunder doch geschähe, 
Und ich sehnte mich wie einst! 
Büß' ich's, daß auf Falterflügeln 
Stets das Glück der Stunde wich? 
Liegt schon Schnee auf jenen Hügeln - -? 
Liebe Kleine, fröstelt dich?
 
 
 
 
Rudolf
Presber . 1868 - 1935 
 
 
  
 
 
 
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