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Und all' die Kränze ...
162 Bücher



Rudolf Presber
Und all' die Kränze ... . 1. Auflage 1911



Drei Freunde

Drei Freunde hab' ich, die scheltet mir nicht,
Drei muntere gute Gesellen!
Und komm' ich heim von Arbeit und Pflicht,
Dann warten sie schon an der Schwellen.
Sie kümmern sich nicht um Mann noch Kind
Unter den Kiefern der Straße,
Sie spitzen die Ohren und halten im Wind
Schnuppernd die zitternde Nase.
Sie sehn mir schon an den Mienen an,
Ob man ein Späßchen riskieren kann.
Und lach' ich: "Ihr Kerlchen! ..." so treiben sie's bunt -
Die Dogge, der Pudel, der Schäferhund.

Die Dogge ist wuchtig und riesenstark
Und will zum Spielen nicht taugen.
Die Dogge ist stolz und treu bis ins Mark
Und hat eines Mädchens Augen.
Und käme ein Stromer mit struppigem Haar
Und wagt' es, den Knüttel zu heben,
Kein scheeler Heller wäre fürwahr
Für seine Gurgel zu geben!
Und wenn mir der Menschen Treue zerbricht,
Verrät mich im Undank ein neidischer Wicht,
Dann hab' ich die Hand oft, dankbewegt,
Still auf den Schädel der Dogge gelegt.

Der Pudel ist gar ein fideler Kumpan
Und schnuppert auf Treppen und Diele;
Und schleppt mir beim Wandern Steinchen heran
Und zwingt's, daß ich mit ihm spiele.
Bald trottet er ernst und wichtig mir vor,
Bald jagt er ein Kätzchen am Tore -
Und immer sitzt ihm der kecke Humor
Hinter dem zottigen Ohre.
Doch duckt mich im Sessel die Melancholie,
Dann kratzt seine zaghafte Pfote mein Knie,
Dann niest er und blinzelt und schabt mein Bein,
Als wollt' er mir sagen: So mußt du nicht sein!

Der schlanke, sandgelbe Schäferhund,
Dem kann kein Ding sich verstecken;
Der findet den Handschuh, den Schlüsselbund
In den verborgensten Ecken.
Was Spürsinn vermag und Behendigkeit,
Er kann's und braucht's nicht zu üben;
Kein Zaun ist zu stachlig, zu hoch und zu breit -
Ein "Hopp!" und schon ist er drüben.
Und Spürsinn lehrt mich und Hundelist,
Was doch ein Menschlein armselig ist,
Daß all solch Wunder als Kunst und Drill
Nach seinen fünf Sinnchen ermessen will.

So schau' in den dreien ich lernbereit
In hellen und dunklen Tagen
Die Treue, die Klugheit, die Fröhlichkeit,
Wo mir die Menschen versagen.
Drei tapfre Kerle, sind leise und stumm
- Die Lieblinge meines Sportes -
Wie gute Geister um mich herum
Und freuen sich jedes Wortes.
Ihre Freude, ihr Stolz, ihre Liebe sind echt;
Sie trauen mir zu, daß ich gut und gerecht:
Ein jeder ein Kerl, doch innig der Bund
Von Dogge und Pudel und Schäferhund.

Und eines weiß ich. Wenn draußen einmal
Die schwarzen Pferde scharren,
Und Männer ein Bettlein, schwarz und schmal,
Tragen durch Fichten und Farren;
Dann gehen der Freunde mancherlei
Dahinter nach Sitte und Mode,
Und gute Namen sind auch dabei
Und sprechen Schönes vom Tode.
Doch dreien fehlt wohl an manchem Tag
Mein Wort, mein Lachen, mein Zungenschlag;
Die schnuppern am Tor und spähn in die Rund' -
Die Dogge, der Pudel, der Schäferhund.


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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