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Dreiklang
162 Bücher



Rudolf Presber
Dreiklang . 1. Auflage 1904



Und alles kommt wie's kommen soll -

Und alles kommt wie's kommen soll.
Nun hab' ich's doch erreicht mit Singen,
Daß liebe Mädels wundervoll
Errötend mir ihr Album bringen;

Daß hin und wieder ein Student,
Vom Pubertätskrampf noch ermattet,
Mich einen "edlen Dichter" nennt,
"Um dessen Stirn der Lorbeer schattet";

Daß alte Damen ihren Pult
Mit meinen Liederbändchen zieren
Und mir mit englischer Geduld
Nach Tisch die Käsebrötchen schmieren;

Daß da und dort zu würd'gem Fest
Ein Komite der Waisenpfleger
Mich meine Verse sprechen läßt
Zum Besten der Zambesineger.

Das gibt sich alles voll Gefühl
Und regt sich auf am eignen Schwärmen.
Gott, ich bin schlecht, es läßt mich kühl
Und kommt zu spät, mich zu erwärmen.

Ich weiß, wenn ich mich hingelegt,
Von wo noch keine wiederkamen,
Der erste lust'ge Herbststurm fegt
Und deckt mit Laub mir Ruhm und Namen.

Das bißchen Eitelkeit - was soll's -?
Ein Spatenstich, ich bin verschollen.
Nur einmal jüngstens war ich stolz,
Und meiner Träume Segel schwollen.

Die Schule, die ich selbst besucht,
Der klassischen Bildung mich zu widmen,
In der ich Tacitus verflucht
Und tief gehaßt die Logarithmen,

Beging ein Fest. Aus Quarta B
Ein Held stand auf geschmückter Bühne,
Im Antlitz Debütantenweh,
Von Haltung straff, wie Karl der Kühne.

Und horch, es schreit der kleine Wicht,
Belauscht von hundert frischen Jungen,
Hinaus mein Trost- und Trutzgedicht,
In dem ich deutsche Art besungen.

Er schmettert es voll Schmerz und Lust;
Und glühend röten sich die Bäckchen,
Und die geschwellte Heldenbrust
Sprengt fast das neue Sammetröckchen.

Ich aber sitz', des Festes Gast,
Auf längst entwöhnter Schulbank Kanten,
Von Schülermüttern eingefaßt
Und tränenfrohen, dicken Tanten.

Ich sitze unerkannt und still
Und lausche meines Lebens Stimmen,
Und wundersame Wehmut will
Aus längst vergess'nen Feuern glimmen.

Es wird mein Herz so reich und voll,
Als hätt' es jubelnd, doch beklommen
Der Zeit, die nach uns kommen soll,
Schon einen frohen Gruß vernommen ...


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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