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Gedichte, Lyrik, Poesie

Dreiklang
162 Bücher



Rudolf Presber
Dreiklang . 1. Auflage 1904



Traumliebe

Ich weiß nicht, wem ich dich vergliche,
Die ich nur eine Nacht besaß,
Die unter keinem Himmelsstriche
Mein sehnsuchtsvolles Herz vergaß.
Wohl, du bist tot. Die guten Frommen
Begruben dich, so bleich und kalt,
Doch glaub' ich: du wirst wiederkommen
In unvergänglicher Gestalt!

Mir ist, als müßt einst aus der Erden
Ein Götterbild von seltnem Glanz
Von Bauernhand ergraben werden
Im Ölbaumschatten Griechenlands.
Ein Bild, zu dem in Liebesleiden
In seiner Mutter bestem Krug
Ein hoffend Herz des jungen Heiden
Des Weines goldne Spende trug.

Ein Bild, das heißer Schuld die Sühne
Gelächelt gnädig vom Altar,
Das stolz und lieblicher als Phryne
Und keuscher als die Pallas war.
An dessen lebensfrischen Wangen
Der Blick des Siechenden genaß,
Und dem die hohen Lieder klangen
Von allen Leyern Attikas.

Und dieses Bild, so träum' ich, trüge,
Gehegt aus Zeiten des Verfalls,
Du Längstverstorbne, deine Züge,
Dein Lockenhaupt auf schlankem Hals.
Der Schönheit jauchzende Propheten,
Die Märtyrer der Phantasie,
Sie kämen all', zu dir zu beten,
Sie beugten alle dir das Knie.

Ich aber pflückte duft'ge Maien
Und Rosen, Rosen rot und wild,
Und schritte aufrecht durch die Reihen
Der Knieenden zu deinem Bild.
Um die vom Lockengold umglänzte
Schneeweiße Stirn legt' ich den Kranz,
Wie dich der Priester einst bekränzte
Im Ölbaumschatten Griechenlands ...


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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