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Rudolf Presber
Dreiklang
. 1. Auflage 1904
Sternblumen
Du Land, nach dem nun keine Wege gehen,
Du Land, in dem ich arglos war als Kind,
Noch seh' ich manchmal deine Blumen stehen,
Sternblumen, weiße, die im Winde wehen,
Im Wind der Träume, die mir gnädig sind.
Ein zartes Bäumchen reckt die schlanken Äste
Voll Stolz auf so viel rote Blüten aus;
Ein fleißig Amselpärchen baut am Neste -
Und Falter fliegen, bunte Sommergäste
Des stillen Gärtchens hinterm Elternhaus.
Wie lang entfloh ich schon zu ernsten Zielen -
Und andre Kinder graben, schaufeln, bau'n
Sich froh im Sande Wälle, Gräben, Mühlen
Und wissen nichts von mir und meinen Spielen -
Die Falter gaukeln über Busch und Zaun.
Nichts Seltnes wuchs und wächst auf deinen Wegen.
Doch laß mich still durch die Rabatten gehn;
Sieh, meiner heimwehkranken Träume Segen
Will dort die Blumen meiner Jugend pflegen,
Sternblumen, weiße, die im Winde wehn...
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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