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Rudolf Presber
Dreiklang
. 1. Auflage 1904
In memoriam
In mein Sektglas hochgeschliffen
Stehn zwei Namen eingebrannt;
Wo die blanken Schläger pfiffen,
Hab' ich sie mit Stolz genannt.
Und bei fröhlichem Gelage
Einer links und einer rechts -
Freunde froher Burschentage,
Kämpen manchen Kruggefechts;
Weggesellen heller Nächte,
Philosophenweg entlang,
Wenn der Mond sein Goldgeflechte
Um die alte Brücke schlang.
Wenn in dunkler Berge Rahmen
Weiß in Blüten lag die Au,
Und der Sterne Scharen kamen
Übern Otto-Heinrichsbau...
Einer hat den Ruhm umworben,
Wild vor Sehnsucht - und verlor;
Und der andre ist gestorben,
Als er jung ein Weib erkor.
"Kein Geschick soll uns entzweien!"
Letzter Schwur beim Becherrest -
Und als einz'ger von den dreien
Steh' ich heut in Kampf und Fest.
Wenn des Weines goldne Farben
Aus dem hohen Glase sprühn,
Wenn die schmalen Schlägernarben
In des Lebens Röte glühn,
Wenn durchs Herz die alten Lieder
Ziehn der Burschenherrlichkeit -
Eurer, Freunde, denk' ich wieder,
Die ihr längst gegangen seid.
Und ich heiß' die Weiber schweigen,
Und ich wink' den Bläsern still,
Weil ich mich erinnernd neigen
Meinen treuen Toten will.
Die mein junges Herz besessen,
Die ihr modert unterm Gras,
Früh verloren, unvergessen,
Freunde, euch das erste Glas!
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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