
 162 Bücher
|
Rudolf Presber
Dreiklang
. 1. Auflage 1904
Frohe Greise -
Frohe Greise seh' ich gern
Freundlich von Gemüte,
Deren treuer Augenstern
Blickt in sanfter Güte,
Die den Lenz, der längst entwich,
Träumend sich erneuen
Und in fremden Gärten sich
All des Blühens freuen;
Die vom Roß gestiegen sind
Lächelnd und beizeiten,
Lassen jetzt das Enkelkind
Auf den Knieen reiten;
Die der Jugend hoffnungsvoll
Folgen auf den Wegen
Und im stillen ohne Groll
Ihre Gräber pflegen;
Die für Frohe einen Scherz
Unter ihren Gaben,
Für das Große noch ein Herz,
Lust am Schönen haben;
Rastend stehn, Gewehr bei Fuß,
Gleich erprobten Fechtern,
Winkend Huldigung und Gruß.
Kommenden Geschlechtern.
Heilig, weiß vom Bart umwallt,
Solch ein Menschenleben,
Dem sich von den Höhen bald
Letzte Schleier heben;
Das der Scheinwelt Traum und Spuk
Keinem Kömmling neidet
Und mit warmem Händedruck
Leicht und dankbar scheidet.
Meiner Kindheit Morgen war
Voll von Mär' und Singen,
Um des Jünglings volles Haar
Sausten muntre Klingen;
Sah des Mittags stolze Pracht
Aug' und Seele labend -
Gib mir vor der langen Nacht,
Himmel, solchen Abend!
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
|
|