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Gedichte, Lyrik, Poesie

Dreiklang
162 Bücher



Rudolf Presber
Dreiklang . 1. Auflage 1904



Die Hand

Es geht ein Lied im Volk der Niedersachsen:
Wer seiner Treue freventlich vergißt
Und Falsches schwört, dem wird die Schwurhand wachsen
Durch Stein und Gras, wenn er gestorben ist.

Du trogst und starbst. Die Lust der schnöden Buben
Vergaß dich längst bei Trunk und Tanz und Sang.
Und einer ahnt nicht, wo sie dich begruben,
Der seiner Liebe erste Knospe sprang.

Du trogst und starbst. Dein Traum ging früh zu Ende -
Ich mag nicht denken, was das Volkslied singt!
O Gott, wie liebt' ich deine weißen Hände,
Die kein Verzeihen je mir wieder bringt ...

Ach, wüßt' ich's, wo die kleine Schwurhand wüchse
Im Tannendunkel aus dem Schnee empor,
Ich schliche heimlich auf der Spur der Füchse,
Die Beute wittern, nach dem Friedhofstor.

Furchtlos die Mauer wollt' ich übersteigen,
Wo des Erlösers schmales Kreuz sich reckt,
Und weinend mich an einem Hügel neigen,
Der so viel Schönheit, so viel Falschheit deckt;

An einem Grab, von des Barmherz'gen Güte
Noch unberührt, dem in des Mondes Strahl,
Wie einer Lilie wunderschlanke Blüte,
Die Hand entwächst, die mir die Jugend stahl.

Und eh' des Morgens weiße Wölkchen zogen
Dem hellen Stern des neuen Tags voran,
Küßt' ich die kleine Hand, die mich betrogen,
Damit sie ruhen und verwesen kann.


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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Die Hand, Rudolf Presber