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Rudolf Presber
Dreiklang
. 1. Auflage 1904
Beim Pflastern
Was dem Herzen für ein reges
Werben um die Tugend frommt,
Wenn der Leib so graden Weges
Aus dem Arm der Sünde kommt!
Ach, ein Ekel vor den Lastern
Treibt mich in der Reinheit Bad,
Dann begeb' ich mich ans Pflastern
Am bekannten Höllenpfad.
Und die Seele ist voll Weihe,
Wenn ich in Gewissensruh'
Vorsatz so an Vorsatz reihe -
Und der Teufel sieht mir zu.
Und er kaut an seinem Schwanze,
Und er meckert leis und spricht:
Heute abend geht's zum Tanze,
Alter Esel, kommst du nicht?
Willst hier schwitzen bei den Duldern
Und verkümmern, junger Mann?
Mieze mit den runden Schultern,
Denk' ich, führt die Polka an.
Mieze mit den roten Backen
Lacht in ihren Rosenstrauß,
Und die Musikanten packen
Schon die Fiedelbogen aus.
Wenn im Garten stehn die Astern,
Und der Herbstwind fegt da draus,
Ei, da kannst du längst noch pflastern
Deinen Weg zum Höllenhaus.
Eh' du stirbst begibt sich vieles,
Mancher Tropfen rollt ins Meer,
Und für eines Sommerspieles
Sünde büßt sich's nicht so schwer.
Kannst ja auch vor deinem Tode
Noch am Kongo die Mission
Oder was grad' sonst in Mode
Fördern als ein Schutzpatron.
Wirst am Ende - überleg' es -
Vorher Landrat noch in Bomst,
Daß du nicht so graden Weges
Aus dem Arm der Sünde kommst!
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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