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Gedichte, Lyrik, Poesie

Dreiklang
162 Bücher



Rudolf Presber
Dreiklang . 1. Auflage 1904



Begegnung

Ich sah dich einst im lichten Saal,
Gelbe Rosen am roten Gewand;
Sie küßten dir wohl hundertmal
Mit schmeichelnden Worten die Hand.

Und als eine gelbe Rose fiel
Aus deinem welkenden Strauß,
Da gab's ein ernstes Waffenspiel -
Und einer kam nicht mehr nach Haus.

Du warst so stolz, du warst so jung,
Du warst so leicht von Sinn,
Nahmst selbst vom Tod die Huldigung,
Wie eine Königin.

So sieghaft jung und so göttlich schön,
So ohne Reu' und Lieb' -
So hab' ich dich zuletzt gesehn,
Eh' mich's ins Weite trieb...

Da gestern!... Recht ein Philistertag;
Rings roch's nach Zigarren und Bier.
Keines Kuckucks Ruf, keines Spechtes Schlag
Im ganzen Waldrevier.

Da sah ich im Schwarm, der schwarz und lahm
Und schwankend im Staube schlich,
Ein Weib, das mir entgegenkam.
Und - ich erkannte dich!

Du gingst so müde, du gingst so schwer,
Zerzaust die Haare vom Wind,
Du schobst ein Wäglein vor dir her,
Drin schlief ein blasses Kind.

Zur Seite dir, sich stützend schwer
Auf den buckligen Hirschhornstock,
Mit schmaler Brust kroch ein Schatten daher
Im speckigen, schwarzen Rock.

Das also dein "Schicksal"!... Weib und Mann -
Wie seltsam das mir schien!
Ich faßt' ein Herz und trat heran
Und grüßte dich - und ihn.

Er lachte roh: "Wer wagt - gewinnt,
Halt jeder was er hat!"
Du sprachst ganz leis: "Ich hab' das Kind!" -
Und strichst die Decken glatt...


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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