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Rudolf Presber
Aus
zwei Seelen . 1. Auflage 1914
Pierrot singt abends zur Laute
Nun trägt sein Lichtchen Stern zu Stern
Am Himmel hell und stolz;
Nun hört mein kleines Lied, ihr Herrn,
Zu meinem Singeholz!
Entflieht, wie ich, nach hartem Tag,
Wenn Kummer euch im Herzen lag,
Wenn ihr genug gefront -
Auf den Mond, ihr Herrn, auf den Mond!
Ich hab' eine heimliche Königin -
Auf dem Mond, ihr Herrn, auf dem Mond;
Die von der Nächte Anbeginn
In meinen Träumen wohnt.
Sie kam schon viele hundertmal
Zu mir auf einem Silberstrahl,
Hat Liebe mit Liebe gelohnt -
Auf dem Mond, ihr Herrn, auf dem Mond.
Noch weiß ich nicht, bin ich ihr treu -
"Treu" steht mir gar nicht gut.
Wenn ich mich ihrer Nähe freu',
Dann wallt und singt mein Blut.
Ihr Leib ist weiß, ihr Haar ist braun,
Sie ist die schlankste aller Frau'n,
Die je und je gewohnt -
Auf dem Mond, ihr Herrn, auf dem Mond.
Ohn' Eifersucht entlass' ich sie,
Wenn erst der Morgen graut.
Sie ist in meiner Phantasie
Ganz heimlich meine Braut.
Ich spiel' ihr in das ros'ge Ohr
Viel kleine zarte Lieder vor,
Die ich für sie vertont -
Auf dem Mond, ihr Herrn, auf dem Mond.
Nach manchem Tag, nach manchem Jahr,
An Lust und Lasten schwer,
Ist müd' die Hand, ist weiß mein Haar,
Dann - kommt sie mir nicht mehr.
Nur manchmal küss' ich noch im Traum
Des duft'gen Kleides seid'gen Saum,
Das wir abgestreift und geschont -
Auf dem Mond, ihr Herrn, auf dem Mond.
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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