Pierrot begegnet den Bauern

Ob den Feldern Abendruhe,
Dämmerung schleicht um den Hang -
Alter Bauern schwere Schuhe
Stapfen müd' den Weg entlang.
Schulter schwer von Sens' und Rechen,
Wirr vom Wind das Haar verweht,
Schaun sie mürrisch nach dem Frechen,
Der im seidnen Kleide steht.
        Summend fliegt die Arbeitsbiene,
        Wo der Falter flüchtend wich -
        Meine kleine Mandoline,
        Schämst du dich?

Feierabend durchs Gelände,
Und die Wolken werden bleich -
Hart sind diese Bauernhände,
Und die meinen sind so weich.
Diese harten Hände ringen
Ab der Erde Brot und Wein -
Meine weichen lassen singen
Nur dein Holz im Mondenschein.
        Weil ich nichts mit dir verdiene,
        Unbesorgt und lüderlich,
        Meine kleine Mandoline,
        Schämst du dich?

Schäm' dich nicht! Wenn in die Schollen
Schweiß der müden Säer rollt,
Daß die Lerchen singen sollen,
Hat der Himmel auch gewollt.
Gab den Finken bunt Gefieder,
Wenn der Frühling Knospen treibt,
Daß die Welt nicht ohne Lieder,
Ohne Sang die Erde bleibt.
        Leichte Weise, frohe Miene
        Sind uns liebe Erdenpflicht -
        Meine kleine Mandoline,
        Schäm' dich nicht!


  Rudolf Presber . 1868 - 1935

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