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Gedichte, Lyrik, Poesie

Aus zwei Seelen
162 Bücher



Rudolf Presber
Aus zwei Seelen . 1. Auflage 1914



Leise Stimmen

Zuweilen hör' ich leise Stimmen
Wie weit, aus Weiten in der Nacht;
Zuweilen fühl' ich Feuer glimmen,
Die meine Kämpfe nicht entfacht.
Geschloßnen Auges schauernd stehe
Ich fern von meiner Tage Streit
Und fühl' es: Ton und Funke wehe
Herüber mir aus toter Zeit.

Das ist ein Gruß von meinen Ahnen,
Dem Aug' und Ohr die Seele lieh:
Das ist der toten Väter Mahnen:
Daß ich vergänglich bin wie sie;
Daß all, was ich an Glück besessen
Und was sich kühnster Tat vermißt,
Dem Enkel, der mich längst vergessen,
Ein Ton im Wind, ein Fünkchen ist.

Und wenn ich leis im Liede künde,
Was eure Seele weh ergreift,
Bin ich die Glocke nur im Winde,
Der aus vergessnen Landen streift.
Es raschelt, wie durch welke Kränze,
Ein weher Ton mir fort und fort,
Und die Erinnrung toter Lenze
Webt auf den Lippen mir das Wort.

Ich bin nur eine kurze Brücke
Vom Toten, das ich nie gekannt,
Zu einem weltenfernen Glücke
In einem nie geschauten Land.
Und auf die Fußspur meiner Tage,
Die treu das junge Land empfing,
Beugt lächelnd sich der Enkel Frage:
"Wer war's wohl, der hier sterben ging?"

Aus Schattenland zu Schattenlanden
Wandr' ich: aus Nichtsein zum Verzicht.
Ihr, die ihr in mir auferstanden,
Ich ahn' euch nur, ich kenn' euch nicht!
Ihr, die ihr euch als Herrn gebärdet,
Ihr Lebenden, ich fühl' euch kaum.
Euch aber, die ihr kommen werdet,
Euch grüßt mein Lied, euch küßt mein Traum!


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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