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Rudolf Presber
Aus
zwei Seelen . 1. Auflage 1914
Früh am Morgen
Ich lag, vom Schlaf geborgen,
In Nirgendheim versteckt.
Nun hat der goldne Morgen
Mich strahlend aufgeweckt.
Wie sanft in dunklem Schweben
Mir auch der Traum genaht -
Ach, nur das Licht ist Leben,
Und nur der Tag ist Tat!
Und bringt er Kampf und Mühe
Als ernstes Angebind,
Ich lieb' die herbe Frühe,
Die leuchtend ihn beginnt;
Wenn Hauch des Morgenwindes
Streicht durch die Ranken sacht,
Wie Atem eines Kindes,
Das in die Sonne lacht.
Mag später Tanz der Stunden
Mich still am Schreibtisch sehn,
Jetzt pfeif' ich meinen Hunden
Und will ins Freie gehn.
Welk Laub zu meinen Füßen
Schau' ich im Wirbel fliehn -
Ich will die Sonne grüßen,
Die meiner Jugend schien!
Fern steigt aus Silberdüften
Die Stadt im Mauerkleid -
Ich will die Mütze lüften
In stiller Dankbarkeit:
Daß ich durch redlich Dienen
Die Freiheit mir gewann
Und einsam aus dem Grünen
Den Morgen grüßen kann.
Dann sollt ihr mich begraben,
Wenn wir uns feierlich
Nichts mehr zu sagen haben,
Der junge Tag und ich;
Wenn mir kein Flügelheben
Die Weisheit mehr bejaht:
Ach, nur das Licht ist Leben,
Und nur der Tag ist Tat!
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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