Faschingsnacht

Der Boden voll Schlangen
Aus buntem Papier,
Und brennende Wangen,
Brillant und Saphir ...
Über jungfrischen Zügen
Des Blondhaars Geflecht -
Die Steine, die lügen,
Die Mädels sind echt!

Und König und Sklave
Kommt untergefaßt;
Mongole und Slave
Sind lachend zu Gast;
Und Clown und Herero
Und Schönheit und Gloire,
Bandit und Torero
Und Directoire ...

Bald hängt mir ein Mädchen
Aus China am Arm,
Bald macht mir ein Gretchen
Die Herzgrube warm;
Bald lockt mich ein Nymphchen
- Wohin und woher -
Und zeigt ihre Strümpfchen,
So blau wie das Meer.

Glutäugige Polin
Lacht heiß mir ins Ohr;
Es nickt die Kreolin
Aus Blumen hervor;
Es wirbeln die Leiber,
Der Tanz wird zur Schlacht -
Ach, teuflische Weiber!
Ach, himmlische Nacht!

In Küssen und Worten
Die Mitternacht hin.
Und Sekt in sechs Sorten
Umnebelt den Sinn.
Ich tobe und lache
Und tauch' in den Schwarm -
Ach, wenn ich erwache,
Wen halt' ich im Arm? ...


  Rudolf Presber . 1868 - 1935

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