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Gedichte, Lyrik, Poesie

Aus Traum und Tanz
162 Bücher



Rudolf Presber
Aus Traum und Tanz . 1. Auflage 1908



Im Gewölbe

Großvater blind, auf müden Beinen,
Der Vater weit, du weißt nicht wo,
Was ruht doch all auf meiner Kleinen,
Und immer ist sie lieb und froh.

Ein trauriges Geschäft. Verbergen
Wollt'st du's mir lang - wie Mädchen sind; -
Großvater handelt halt mit Särgen,
Wie andere mit Wiegen, Kind ...

Die Mutter mit den welken Wangen,
Die Greisin müd und tränenlos,
Du mußt die Wankenden empfangen:
"Zinkeinsatz oder Tanne bloß?"

Florschwarze Witwen, munt're Erben,
Ein Bräutchen, blaß, im dunklen Taft -
Wir müssen alle schließlich sterben,
Und Eichenholz ist dauerhaft.

Du führst und trägst dein wächsern Lichtchen
Durch das Gewölbe, schwach erhellt,
Und auf dein jugendlich Gesichtchen
Ein Flackerschein des Lebens fällt.

Horch, sieben schlägt's von Sankt Marien -
Dein liebes Seelchen hüpft und schwingt.
Du summst dir leichte Melodieen,
Bis an der Tür die Schelle klingt.

Rings alles schwarz. Es fällt das fahle,
Verschwommne Licht des Abends drauf -
Und aus dem Todesarsenale
Blüht mir dein süßes Lachen auf.

So lacht im Märchenquell die Nixe,
Das Waldkind voller Lust und List -
Und still vom Silberkruzifixe
Grüßt, der für uns gestorben ist.

Rings stehen Särge, große, kleine,
Und zwischen allen küss' ich dich -
Und irgendwo steht schon der meine,
Ich weiß, und lauert bloß auf mich ...


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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