
 162 Bücher
|
Rudolf Presber
Aus
Traum und Tanz . 1. Auflage 1908
An der Arbeit ...
D'Annunzio schreibt ein neues Stück.
Die Kunde geht in diesen Tagen.
Er wird dazu - o Dichterglück! -
Resedafarbene Wämschen tragen.
Chines'sche Seide von dem Stoff,
Den, als der Gruß von Japan krachte,
Ein Groom der Fürstin Esipoff
Persönlich aus Port Arthur brachte.
D'Annunzio dichtet. Sein Genie
Hat jenen Schreibtisch sich erworben,
Den Cosimo von Medici
Dreimal benutzt', eh' er gestorben!
Die Tinte, strahlend wie Azur,
Die Feder, rostig zwar, indessen:
Es ist die Feder, die Cavour
Im Gasthof zu Paris vergessen!
Zur Arbeit trägt er bei dem Stück
'nen schäb'gen Hut, 'nen altersgelben;
Zu Lodi bei der Addabrück'
Trug Bonaparte ganz denselben.
Sein Halstuch, wohl drei Ellen lang,
Gemustert wie vom Mondenscheine,
Ist jenes Tuch, das Tizian schlang
Um der Lavinia schlanke Beine.
Er hat zur Arbeit sich erwählt
Die schönste von Perugias Villen,
Die noch vom Gotentrutz erzählt
In ihrer Gärten Trümmerstillen;
Wo noch vom Licht des Silberkahns
Gelockt aus längst versunknen Hallen,
Die blut'gen Opfer Octavians
Um Mitternacht zum Tiber wallen.
Aus Wams und Decke, Hut und Stein,
Aus Renaissancegerät und Waffen
Stellt sich die rechte "Stimmung" ein,
Gewiß Unsterbliches zu schaffen.
Es schwelgt die Welt im Hoffnungsglück,
Und in Theaterkreisen regt sich's:
D'Annunzio schreibt ein neues Stück!
Worüber -? Na, er überlegt sich's.
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
|
|