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Alfons Petzold
Gesicht
in den Wolken . 1. Auflage 1923
Gebet
Gläubig will ich sein
allem starken Leben gegenüber,
das mit seinem Flügelschlage
mich erweckt aus einer Reihe trüber
Leidenstage.
Allem Zukünftigen weihe
ich meines Hirnes, meiner Hände Tat
und streue
in off'ne Felder meines Daseins Saat.
Nach allem Fernen habe ich Begehr
und frage nicht nach dem Warum der Erde,
reich mache ich mein Herz, daß es nicht leer,
ein löcherig Gefäß, und unnütz werde.
Mein Schauen faßt die allerkleinste Spur,
im Stein such' ich das Wirken der Natur
und fühle froh: Es gibt kein Ende,
an keines Daseins äußerstem Gerände
steht höhnisch ernst die Mörd'rin Zeit.
O jubelnde Ekstase der Ewigkeit,
die jedes Wesen mir entgegensingt;
ich hülle mich in sie wie in ein Gotteskleid,
durch das kein tagverpestend Fluchwort dringt.
Ich flüst're ihre Sprüche und erkenne,
daß ich ewig wie die Sonne brenne,
daß meines Blutes heiße Wellen
fließen aus unerschöpflichen Quellen,
daß in mir blühen Urpflanzen und Bäume,
daß ich erlebe der Voreltern Träume.
Daß ich das All umfasse
und nichts ohne Liebe lasse.
Alle Tore stehen mir offen,
verstehe des Bettlers Pfennighoffen,
mein Herz liegt in der Hand, die den Lohn
trägt müde am Sonnabend heim.
Ich bin jeden Werkes Vater, jeden Werkes Sohn,
vor meiner Seele ist nichts geheim.
Ich predige vor mir in Lärm und Stille:
du bist die Tat, du bist der Wille,
Gott spiegelt sich in deinem Blick,
bist seines Traums lebendiges Geschick.
Alfons
Petzold . 1882 - 1923
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