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Gedichte, Lyrik, Poesie

Einkehr
162 Bücher



Alfons Petzold
Einkehr . 1. Auflage 1920



Einer Toten

I.

Das hohe Zimmer ist noch voll von dir,
Tret ich herein, umfängt mich deine Süße,
Dein Kleiderkasten öffnet sich und hier
Stehen die Schuhe, wartend deiner Füße.

In einem schmalen Spalt des Tisches steckt
Ein Körnchen von dem Brot das du gegessen
Und unser kluger, lieber Teckel leckt
Die Stelle, wo du neben mir gesessen.

Ich habe mich in meinen Stuhl gesetzt,
Bin tiefverinnerlichtes Sehn und Lauschen
Und ist es mir, als dürft ich jetzt und jetzt,
Wie einstmals Zwiegespräche mit dir tauschen.


II.

Irgendwo mußt du noch immer sein,
Wenn auch die Leute dich gestorben wähnen.
Ich weiß, du bist im Brennen meiner Tränen
Und kommst als Licht und Nacht zu mir herein.

Und auf dem Traumsee schau ich dich allein
Die Ruder senken, gottverklärtes Sehnen,
Wenn auf den andern buntbeflaggten Kähnen,
Die Menschen jauchzen voll von Licht und Wein.

Ich tauche meine Hände in die Flut.
Die Küsten werden seltsam fern und dehnen
Sich in die Unermeßlichkeit hinaus.

Ich bin bei dir, es darf mein Leib sich lehnen
An deinen an und leise schaukelnd ruht
In deinem Kahn bei dir mein Geist, mein Blut.


  Alfons Petzold . 1882 - 1923






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