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Alfons Petzold
Der
Ewige und die Stunde . 1. Auflage 1912
Der Bettler
Er entsteigt der Tiefe eines Seins,
Das mit uns unbekannten Qualen voll.
Seine Hände heben sich wie Schalen, wartend des Weins
Der Wohltat, der sie füllen soll.
Seine Blicks sind Dolche,
Geschliffen vom Haß.
Seine Worte kriechende Molche,
Bedeckt mit eklem Naß.
Das steinerne Gebet
Der Kirche, vor der er steht,
Sieht er an mit hungernden Gedanken:
"Lumpengott, dir hab ich das Elend zu danken."
Aber manchmal, wenn die große Sonne scheint
Und auf das Haupt des Bettlers glühende Tränen weint,
Strahlt auf in seinen Augen ein seltsam froher Glanz,
Wie der von frischen Blumen in einem welken Kranz.
Und die rauhe Stimme raunt jedem zärtlich zu:
"Sieh, ich bin ein Mensch, ein gottgeliebter wie du!"
Dann füllen sich die Schalen seiner Hände
Bis ans Gerände.
Alfons
Petzold . 1882 - 1923
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