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Gedichte, Lyrik, Poesie

Der Dornbusch
162 Bücher



Alfons Petzold
Der Dornbusch . 1. Auflage 1919



In den Gärten der Reichen

In euere Gärten, Reiche, will ich dringen,
Auf daß mein Mund von eueren Taten schweige,
Die winterschwer in harten Truhen liegen,
An die sich euere kalten Herzen schmiegen,
Die sich nicht jubelnd können wiegen
Auf frühlingsweiche Blütenzweige.

Eueren Häusern bin ich nie genaht;
Worin in Sälen seidene Tapeten
Herniederschaun auf alten Goldbrokat,
Worin die Füße, wie auf Wolken treten,
Auf eine stoffgeword'ne Menschentat;
Worin die Dinge nur von Ernten reden,
Doch niemals künden von der stillen Saat,
Und alle Menschen euren Spruch nur beten,
Und vor euch tanzen vielerlei Propheten,
Wie Marionetten an dem Draht.

Es schleicht die Armut nie zu euch herein
Aus jenen Häusern, wo in engen, feuchten,
Luftfremden Stuben wohnen blasse Fraun
Mit Kindern, die mit scheuen, frühverbleichten,
Lichtstummen Augen in das Leben schaun;
Mit Augen, die wie fahle Lichtlein leuchten
Aus eines Kohlenschachtes dunklem Graun.

Euch ist der Hunger wie ein Felsgestein,
Das irgendwo im Fernen niedersauste
Und tausend Wesen stürzte in die Nacht.
Wie ein Orkan, der irgendwo erbrauste,
In hundert Dörfern wie ein Mörder hauste
Mit seiner unerbittlich rohen Macht.

Was kümmert euch der Knechte Not und Pein,
Ihr Sehnen nach dem Lichte und dem Wissen
In jener Stunde, wo sie ihre Qual,
Den Fluch des früchteleeren Schaffens missen
Und, von dem Trieb zur Höhe fortgerissen,
Nicht mehr das sind, für was ihr sie betrachtet: Eine Zahl.

In euere Gärten, Reiche, will ich dringen,
Wo nicht die Dumpfheit euerer Paläste,
Die Geilheit und die Lüge euerer Feste
Den Raum beherrscht, in dem sich froh erhebt,
Was über eure arme Zwergengeste
Zu uns, dem Riesen Volk herüberstrebt.

Weil es zu uns gehört. In seinem Blut
Unsere Kraft und unsere Reinheit ruht!
Ein Bruder ist uns jeder Baum,
Ihr seid ihm fremd, ein falsches Spiel der Zeit,
Nur uns und ihm erblüht die Seligkeit
Im Weltenraum.


  Alfons Petzold . 1882 - 1923






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