Er predigt dem Volke

Ich bin voll Lüge!
Das wahre Kreuz meines Daseins
wird nicht aus Holz sein, sondern aus Worten!

Sage mir, Vater,
warum soll ich die Seele in Stücke reißen,
vor die Füße des Volkes werfen
und künden:

"Sehet, ich bin die Wahrheit,
wer an mich glaubt,
wird selig werden!"

Das Feuer glühender Scham
wird aus meinem Herzen flammen,
meine Zunge verbrennen.
Aber ich folge deinem Gebot,
Allmächtiger!
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Der breite Platz ist voll Sonne.
Doch nur über eine Weile,
dann schieben sich tausende Nächte heran.
Tausende Menschen,
die mit dem Dunkel gewaltiger Ängste
die Sonne verschütten.
Zu schweren Wolken
ballen sich Worte der Qual und Sorge zusammen
und Blitze stöhnenden Leides zucken hernieder.
Da .... ein blauer Mantel flattert
fröhlich, die Menge verstummt ....
Christus spricht.
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Die Macht aller brausenden Meere,
die flutende Stille der Wälder,
die leuchtende Weisheit der Sterne,
strömen aus seinem Munde
und spenden Licht den ringenden Herzen
zu seinen Füßen.
Gesunde küssen die Wunden Aussätziger,
Reiche bergen voll Scham
ihr Angesicht in die Lumpen der Bettler.
Buhldirnen träumen von mütterlicher Gnade
und Krieger zerbrechen Schwert und Lanze.
Seele küßt Seele,
Herz lehnt an Herz,
jede Hand hält ein Licht,
Strahlen fließen zusammen,
zwei Sonnen grüßen sich.


  Alfons Petzold . 1882 - 1923

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