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Alfons Petzold
Der
Dornbusch . 1. Auflage 1919
Der Kalkbrenner
Kameraden!
Über die schweißglatte Stirne rutscht mir die Mütze ins Gesicht. -
Ich weiß nicht, was so grell erblinkt,
Wie ein Messer in mein Schauen sinkt,
Ist es der Feuerspaten
Oder der kommenden Sonne Licht?
Die Finger rücken den Mützenrand.
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Brüder, noch immer steht Nacht im Land,
Nur der schmerzende Rücken gab mir Kunde
Von der schichterlösenden Morgenstunde,
Die uns noch ferne
Schläft hinter den Bergen auf einem Sterne.
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Wenn man bedenkt - - -: Zehn Jahre schon
Schaufle und brenne ich dieses Gestein.
Mein Haar ist aschengrau davon
Und noch immer gehört die Nacht nicht mein.
Ja, und selbst manchen schlafsüchtigen Tag
Durchdröhnte mein Spaten und Fäustelschlag.
Dazu hat noch gestern der Werkherr gesagt:
"Thomas, Thomas, Gott sei's geklagt:
Sie schaffen so langsam und so faul
Wie ein zwanzigjähriger Ackergaul.
Vorwärts! Fleißiger, sonst..." Na, ich biß
Vor Zorn wie ein Hund in den Schaufelstiel und schmiß
Die Steine hinein in das feurige Spiel
Der prasselnden Flammen und dachte mir:
Wär ich doch einmal dies Feuer hier!
Ich würde springend die Freiheit fassen,
Den ganzen Dreck hier verfaulen lassen,
Über Mauern klettern, in die Häuser laufen,
Kein Strom wäre da, in dem ich könnte ersaufen.
Und das verfluchte, blutschimmernde Geld
Könnte vor mir nicht retten die Welt,
Vor meinem Hassen - -
Vor meinem brennenden Taglöhnerhassen!
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So aber - - - - - - - hust ich mich, bück ich mich fort,
Lebendige Asche - - - - - die Sonne - dort - dort!
Alfons
Petzold . 1882 - 1923
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