Der Greis

I

Sein Gesicht ist zerkantet, zerbeult, eine fleischerne Sturmhaube,
bildergesättigt liegen die Augen darin,
wie gilbe Blätter aus einer herbstlichen Turmlaube
über die Menschen, Tiere, Dinge hin;

bis sie in grauweite Ferne einsinken,
daseinsschwer,
und horizontene Weisheit trinken,
wie Himmel und Meer.


II

Neunzig Jahre alt,
sitzt er jeden Morgen auf der Bank
vor dem Haus, ein lebendiger Dank
an die Welt,
die ihm schenkte dies Schauen über Kinder und
Enkel hinaus.

In jeder Falte
seines verkerbten Gesichtes
hängt ein Lächeln, wie der Schein eines Lichtes,
und durch die schmale Lippenspalte
drängen sich Worte, die meinem Lauschen
begegnen und das Dasein grüßen, preisen, segnen.


  Alfons Petzold . 1882 - 1923

Expressionisten
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