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Ruhloses Herz
162 Bücher



A. De Nora
Ruhloses Herz . 1. Auflage 1908



Der Sohn

"Mach' auf, o Mutter, mach' auf geschwind,
Am Tore harret dein einzig Kind!

Dein Junge, dein lang' verlorner Sohn!
Der Fremde endlich, der Welt entflohn!

Zu dir, o Mutter, ich wiederkehr'
Und lasse dich nie und nimmermehr...."

- Die alte Frau vom Schlafe erwacht;
Sie hörte ihn mitten in tiefer Nacht.

Ihr Herze möchte zerspringen fast.
Sie kleidet sich an mit fliegender Hast,

Die Treppe hinunter stürzt sie geschwind -
Am Tore harrt ja ihr einzig Kind!

Der Wind ist kalt - was fühlt sie davon? -
Am Tore harrt ja ihr einziger Sohn!

Sie öffnet die Riegel ungesäumt ...
... Das Tor liegt einsam. - - Sie hat geträumt...

- Zur selben Stunde in fernem Land
Erschoß ihren Sohn eine Mörderhand.

Am Spieltisch hat ihn ein andrer Schuft
Einer Dirne wegen niedergepufft.

Ein Fluch verschlang seinen letzten Schrei:
"O Mutter! Mutter!" - dann war's vorbei...

Die Mutter wartet seit jener Nacht
Allnächtlich seiner in stiller Wacht.

Daß er ihr gemeldet die Wiederkehr,
Sie läßt es sich nimmer nehmen mehr.

Ihr Haar wird weiß, ihr Auge wird blind,
Sie sitzt und harrt auf ihr einzig Kind.


  A. De Nora . 1864 - 1936






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