Träumereien

Wie gerne schau ich manche Stunde
Zum Flug der grauen Wolken hin,
Die dort aus einem Rauchfangrunde
Ins Reich empor der Lüfte ziehn.

Gar mächtig ragen zwei Kamine
Wie zwei Giganten in die Luft,
Und unten donnert die Maschine,
Wie Typhon in des Aetna Kluft.

Am schönen Tag schwebt lichtumwoben
Der Rauch, wie von des Karmels Höhn,
Wie Opferrauch, emporgehoben,
So rosig, licht und morgenschön!

Im Herbst, wenn rauh die Stürme wehen,
Da dünkt's mir oft, im Meere drauß'
Ein Dampfbot und den Rauch zu sehen
Im wilden grauen Fluthgebraus.

Und oft erscheint es mir, als hätte
Zerstört ein Feuer Haus und Halm,
Und auf der öden Trümmerstätte
Wölk' sich nur noch der träge Qualm.

Indessen hat die Dampfmaschine,
Woran ich längst nicht mehr gedacht,
Für manche Meile Schien' auf Schiene
Dem Weltverkehr zuweggebracht.


  Hermann von Lingg . 1820 - 1905

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