Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Schlußsteine
162 Bücher



Hermann von Lingg
Schlußsteine . 1. Auflage 1878



Konstantin der Paläologe

Nah bei Sparta's alten Mauern
Ragt ein Schloß - durchs hohe Thor,
Um dem Schakal aufzulauern,
Sprengt ein Griechenfürst hervor;
Als er setzt in kühnem Ritte
Ueber eine tiefe Schlucht,
Liegt vor ihm auf wenig Schritte
Atreus' alte Felsengruft.

Klang's im Boden nicht als hätte,
Wo der Hufe Schlag sie traf,
Leis' gebebt die Ruhestätte,
Aufgeweckt den Heldenschlaf?
"Wär' es möglich, dringt ein Wagniß
Von den Lebenden hinab
Durch der bangen Zeit Verzagniß,
An der Vorwelt mächtig Grab?"

Was versuchst du, ruft es, wehe,
Ein Orakel, das verhüllt
Bei uns Todten ruht? Ach, ehe
Jahre schwinden, ist's erfüllt.
Troja haben wir genommen,
Und der Perser Macht besiegt;
Wer an dieses Grab wird kommen,
Sieht, wie Hellas unterliegt.

Klagend war das Wort verklungen,
Tiefbewegt war Konstantin
Aus dem Sattel schon gesprungen,
Sterbend sank sein Pferd dahin.
Schnaubend noch voll Feuermuthes
Sah's zu seinem Herrn empor,
Und dann drangen Ströme Blutes
Aus den Nüstern schwarz hervor.

Als er trat ins Schloß erbangend,
Harrten sein in Gold und Glanz,
Mit dem Purpur ihn empfangend,
Abgesandte von Byzanz.
"Uns're Segel überfahren
Hat schon Soliman gekonnt,
Vor den Thürmen der Barbaren
Zittert schon der Hellespont.

Aber weil der Christenglaube
Noch den Glauben nicht verlor,
Tritt aus dem verehrten Staube
Retter du für uns hervor! -
Konstantin, Paläologe,
Dich beruft das Volk zum Thron,
Zügle der Propontis Woge,
Sparta's letzter Heldensohn!"


  Hermann von Lingg . 1820 - 1905






Gedicht: Konstantin der Paläologe

Expressionisten
Dichter abc


Lingg
Schlußsteine

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Konstantin der Paläologe, Hermann von Lingg