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Detlev von Liliencron
Neue Gedichte . 1. Auflage 1893



Trotzköpfe

Und echten Sammt, zu aller Neid,
Das allerfeinste Spitzenkleid,
Und alles Gold und alles Geld,
Und alle Schätze dieser Welt,
Ich leg' es dir zu Füßen,
Das Leben dir zu süßen.

Was soll mir all dein Prachtgeschmeid,
Das bringt mir Thränen nur und Leid,
Schenk' mir ein einfach Ringelein,
Von allem wünsch' ichs mir allein.
Tann will ich dir gehören,
Dann darfst du mich bethören.

Ein Ringlein schenk' ich nicht an dich,
Das bindet uns für ewiglich,
Das zwängt den Nacken mir wie Blei,
Bin nicht mehr selbstherrlich und frei,
Und rechne zu den Thoren,
Und bin für mich verloren.

Dann gieb mich auf und laß mich stehn,
Ich kann nicht weiter mit dir gehn,
Such dir ein ander Schätzchen wo,
Das wird durch deinen Reichtum froh,
Ein Ringelein in Ehren,
Das willst du mir verwehren.

Da ging er fort, ließ sie allein,
Um Beide floß der Mondenschein,
Die Sommernacht stummt überall,
Nur eine einzige Nachtigall
Klagt sehnsuchtsvoll ihr Lieben,
O wär er doch geblieben.

Sie senkt die Stirn, sie seufzt, sie weint:
Daß er es auch so ernst gemeint,
Hätt' er ein letztes Wort gesagt,
Noch einmal liebevoll gefragt,
Ich hätt' ihm ja mein Leben,
Hätt' Alles ihm gegeben.

Sie lehnt sich an den Blütenbaum,
Vorüber zog der schönste Traum.
Er schreitet rüstig zu im Feld,
Und denkt sich als ein rechter Held,
Im gleichen festen Tritte
Verhallen seine Schritte.

Sie horcht, sie lauscht, hemmt er den Fuß?
Sie möcht' ihm senden lauten Gruß.
Und immer stiller wirds im Hain,
Es schlief die ganze Erde ein,
Der Wind nur durch die Hecken
Spielt Haschen und Erschrecken.


  Detlev von Liliencron . 1844 - 1909






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