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Detlev von Liliencron
Neue Gedichte . 1. Auflage 1893



Ein Erinnern

In meinen Wimpern standen Thränen,
Als ich heut Morgen bin erwacht,
Und ein unendlich schweres Sehnen
Hat mir der lange Tag gebracht.
Ich hörte deine Stimme wieder,
Auf meiner Stirn lag deine Hand,
Und Leid und Kummer sanken nieder,
Als deiner Worte Trost ich fand:

Kann jede Stunde Ernte bringen?
Geh in den Wald, nimm Männe mit,
Nie soll die Not uns ganz bezwingen,
Mut! Frisch ins Feld mit raschem Schritt!
Indessen stehe ich am Heerde
Und passe auf dein Leibgericht,
Und denk' an mich, daß stille werde
Dein Gram, wenn deine Liebe spricht.

Und ich ging fort auf meine Haide,
Brach einen Zweig vom Weißdorn ab,
Mein Hund bringt auf der magern Weide
Zwei Käthnerschafe auf den Trab.
Hierher, wirst du! das ist verboten,
Wart, Schlingel, kommst du gleich hierher!
Und schon mit seinen krummen Pfoten
Wühlt emsig er den Sandberg leer.

Die Wasserlilie glüht im Graben,
Die Sonne zögert aus der Welt,
Dicht über mir zieht ein Volk Raben,
So dicht, das mir ins Auge fällt,
Wie letzter Abend ihre Flüge!
Von unten schillernd überglänzt;
Ein Wolkenrot brennt um den Hügel.
Und hält mit Rosen ihn umkränzt.

Und eine Ruhe kommt gezogen,
Mein Herz schlägt seinen alten Schlag,
Die Unglücksvögel sind verflogen,
Mir ahnt ein neuer Thatentag.
Da bück' ich mich, und pflück' im Schreiten
Aus Feld und Knick mir einen Strauß,
Und trag' ihn, voll von Seligkeiten,
Der Liebsten heißen Danks ins Haus.


  Detlev von Liliencron . 1844 - 1909






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