Nur ein Kind

Aus weiten Wäldern weht es her
Das Märchen, - weitweit hinterm Meer,
Aus seltsamen Wäldern, wo die Bäume
Wie Menschen reden, wo die Träume
Leibhaftige, gütige Wesen sind,
Und wo der immerwache Wind
Die Sprache deines Vaters spricht,
Allwo der Mond das Angesicht
Von deiner guten Mutter hat
Wo plaudert jedes bunte Blatt,
Wo auf der Tannen grünen Kronen
Goldengekleidete Engel wohnen,
Allwo die Sonne deine Frau,
Wo auf der immerblumigen Au'
In blauem Kleid die leichten Lüfte
Wie Elfen tanzen, - wo die Düfte
Ganz blütenleise Lieder singen,
Die Wolken wie wollige Lämmer springen,
Und wo dir tönt die Abendröte
- - Die Weise einer Hirtenflöte
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Aus solchen Wäldern weht wie Wind
Das Märchen her ... Und nur ein Kind,
Ein Kinderherz mag es verstehn:
's klingt etwas drin vom Glockengehn!


  Karl Ernst Knodt . 1856 - 1917

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