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 Karl Ernst Knodt
 Von
Sehnsucht, Schönheit, Wahrheit . 1. Auflage 1910
 
 
 
 
 
An Wilhelm Steinhausen (und sein Bild: Den lehrenden
Christus). 
 In deutscher Landschaft Sommerpracht,
 Von blauem Himmel überdacht,
 Von kühler Wälder Hauch umrauscht -
 Von einer Menge, die da lauscht,
 Und ganzer Andacht fromm umstanden,
 Vom Glauben, der aus fernsten Landen,
 Vom Meer und von den Alpenhöhn
 Gekommen, um den Herrn zu sehn,
 Den Heliand, der das Herz beseligt -:
 So hast Du, Meister, "Ihn" verewigt,
 Ein Maler, den die Kunst als Priester preist,
 Der drum ein deutscher Meister heißt,
 Ein deutscher Maler und Poet,
 Ja oft im Bild gar ein Prophet -;
 Gilt doch das Wort uns längst nicht mehr als Prediger allein,
 Und strahlt im Bild oft mehr enthüllt des Ew'gen Widerschein.
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 So fühlst auch Du, Beschauer, in dem frommen Bilde gleich:
 Fürwahr! hier ist des Himmels Pfort', ein Stück vom Himmelreich.
 Du fühlst: Es ging aus Schöpferhand
 Just jetzt hervor dies heil'ge Land,
 Mein Heimatland. Du kennst dich aus,
 Als stünd' hier deiner Eltern Haus.
 
 Und hörst du auch kein Menschenwort:
 Es klingt in Lüften ein Akkord
 Von dem, was einst Sein Mund geredet,
 Und was durch alle Zeiten betet,
 Sein: "Selig sind die reinen Herzen",
 Und "Die da tragen ihre Schmerzen",
 Und die friedfertigen Geistes sind,
 Die rühmt er als des Vaters Kind ...
 
 Das alles ist mit den Winden gerauscht
 In die deutschen Wälder. Und drinnen lauscht
 Mit neuer Andacht der Glaube heut'
 Der alten Kirche verwehtem Geläut.
 
 Und all das hast Du, Meister, gemalt
 In hundert Bildern ... Drum überstrahlt
 Dich heut' unser Dank. Vom deutschen Volke
 Umglänzt, gleich der silberumsäumten Wolke,
 Der Dank Deinen Weg von sechzig Jahren,
 - Weil Du, ein Glaubender, uns mit wahren
 Farben wiedergemalt in die Herzen
 Den deutschen Heiland, den Mann der Schmerzen!
 
 
 Karl
Ernst Knodt . 1856 - 1917
 
 
 
 
 
 
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