Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Buch der Zeit
162 Bücher



Arno Holz
Buch der Zeit . 1. Auflage 1886



Den Franzosenfressern

O Land der blauäugigen Menschen,
……………………………………….
Der Rhein bot dir Gold,
Bernstein das baltische Meer!
Musik ist dein Odem,
Deine Seele
Harmonie und Weihrauch;
Sie läßt in mächtigen Hymnen
Den Schrei des Adlers
Mit dem Gesange
Der Lerche wechseln!
………………………………………
Keine Nation ist gerechter als du!
Zur Zeit, als die ganze Erde
Noch ein Ort des Schreckens war,
Warst du unter den starken Völkern
Das gerechte Volk!
………………………………………
So lange, wie die Eiche
Dem Epheu ihre Arme bietet,
Warst du die Kämpferin
Für das alte
Recht der Besiegten!

                        Viktor Hugo.



Ich bin ein deutscher Patriot
Und schwarz-weiß-roth sind meine Verse,
Denn treu dem Volk bis in den Tod
Schwör ich auf Werther, Faust und Lerse.
Manch goldbeschlagnes Auerhorn
Hab ich aufs Deutschthum schon getrunken
Und bin als Kerl von Schrot und Korn
Noch niemals untern Tisch gesunken.
    Doch trotzdem ruf ich: Vive la France!
    Hony soit, qui mal y pense!

O, nicht stets für sich selbst geschwärmt!
Aus tausend Schriften läßt sich's lesen:
Die Gluth, die mir das Herz durchwärmt,
Sie loht auch jenseits der Vogesen.
Das Volk der Rousseaus und St. Pierres,
Man mag's begeifern, mag's beneiden:
Mir ist's so lieb, wie das Homers,
Und kein Phantast soll's mir verleiden!
    Drum ruf ich lautauf: Vive la France!
    Hony soit, qui mal y pense!

O wer, als einst wie nie zuvor
Die Welt ein Haupt voll Blut und Wunden,
Sang ihr das "Lied im höhern Chor",
Daran wir heute noch gesunden?
Rouget de L'Isle war's, der Franzos,
Die Seine rauscht's und die Garonne,
Und aus der Knechtschaft dunklem Schooß
Rang sich die Freiheit in die Sonne.
    Drum juble, Seele: Vive la France!
    Hony soit, qui mal y pense!

Wohl weiß ich's, kraß war jene Zeit
Und ward von Tag zu Tag noch krasser,
Doch jede große Wahrheit schreit
Nach Blut und nicht nach Zuckerwasser!
Wem sie ihr Herz geoffenbart,
Der schrickt zusammen und bewundert's;
O, jener Schwur im Ballhaus ward
Zur ersten Großthat des Jahrhunderts!
    Drum juble Seele: Vive la France!
    Hony soit, qui mal y pense!

Wohl steht noch heut, Gewehr bei Fuß,
Ein Cerberus an jeder Grenze,
Doch schon umweht's mich wie ein Gruß
Aus ferner Zukunft fernem Lenze.
Dann schlägt kein Tambour mehr Allarm,
Dann steht die Welt voll goldner Halme
Und Frankreich ringt dann Arm in Arm
Mit Deutschland um dieselbe Palme.
    Drum juble, juble: Vive la France!
    Hony soit, qui mal y pense!

Doch ihr ... verhöhnt mich immer nur,
Ihr biedern Knopflochpatrioten;
Ich weiß, ihr schwärmt nur für Dressur,
Für Kalbsfilet und Schweinepoten.
Ihr sammelt Lumpen, sammelt Geld
Und träumt von längst verschollnen Tagen:
Was kümmert's euch, wenn durch die Welt
Der Zukunft Nachtigallen schlagen?
    Ich aber rufe: Vive la France!
    Hony soit, qui mal y pense!


  Arno Holz . 1863 - 1929






Gedicht: Den Franzosenfressern

Expressionisten
Dichter abc


Holz
Buch der Zeit
Zwölf Liebesgedichte

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Den Franzosenfressern, Arno Holz