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Fahrendes Volk
162 Bücher



Arthur Fitger
Fahrendes Volk . 3. Auflage (vermutlich) 1890



Der Sachsen Ankunft

Fahl aus den Fluten hebt sich der Frühschein,
Trüb und trostlos der dritte Tag.
Das Schiff ist gescheitert, die Schätze verschlangen
Wütende Wogen.
Hunger verheert uns; Durst bedrängt uns!
O König, wann kehrst du zurück mit den Knechten,
Heim zu dem harrenden, hungernden Volk?
Wann bringst du des Brotes,
Wann misch'st du des Methes
Letzende Labung?"

So seufzten die Sachsen am salzigen Strande,
Trauernd auf Trümmern zerschmetterten Schiffs.
Sie seufzten und spähten durch rieselnden Regen
Zum Tann, den der Thüring, der harte, beherrschte.
Weit hin wallt', ein grünendes Meer,
Oed' und endlos das rauschende Röhricht.

"Siehe, da heben die Halme die Häupter,
Wiegen und wanken und weichen zurück!
Horch! und wie Schritte schallt's im Geschilfe!
Der König, er kommt, und köstliche Kost
Bringen die Boten im Mantel geborgen.
Sehet, die Nacken neigen der Last sich,
Schwere Schätze schleppen sie her!"

Alle nun eilten entgegen dem Edling,
Glücklich, grüßend den Geber des Guts.
Aber der alte,
Reisige Recke riß auf den Mantel;
Staub und Steine stürzten hervor.
"Das ist das Brot, das den Bittenden darbeut,
Das ist der Trank, den der Thüring euch schickt.
Gab ich ihm Gold, er gab mir den Graustein,
Höhnisch für Silber gab er mir Sand."

Gleich wie die wachsende Wolke des Wetters
Schwarz hinbrütet und schweigend und schwül,
Ehe der Zorn des zündenden Blitzstrahls
Bahn sich in brüllendem Donner bricht,
Also standen verstummt die Sachsen.

Los nun lärmten sie!
Auf nun jauchzten sie!
Dumpf nachdröhnte die Düne den Kampfschrei.
Schwerter und Schilde rafften sie auf.
"Herrlichen Handels kaufte der König
Acker und Erde; nun eignen sie uns!" -

Schwerter schmetterten, Schilde zerschellten,
Blutige Blumen blühten am Boden,
Ueber die Felder fegte der Tod.
"Acker und Erde tauschte der Thüring,
Tauschte für Gold sie nach gültigem Recht.
Singet, ihr Sachsen, singet, ihr Sieger,
Laute, lobende Lieder dem Lande,
Singet hinaus in die nebelnde Nacht!"

Thüringerleichen lockten die mag'ren
Wölfe zur Walstatt; die schlangen und schluckten
Freudig des Festes und fraßen sich feist;
Kaum noch trug die Trägen der Schenkel,
Als in den Wald sie am Morgen entwichen.


  Arthur Fitger . 1840 - 1909






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