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Frohe Fracht
162 Bücher



Gustav Falke
Frohe Fracht . 1. Auflage 1907



Liliencron, der edle Ritter

Liliencron, der edle Ritter,
Fegte wie ein Lenzgewitter
Durch die teutsche Litratur.
Onkel, Tante, tieferschrocken,
Zerrten zitternd alle Glocken:
Herr, schütz unsere fromme Flur!

Blitz und Donner! Welch Geknatter!
Eingeschlagen hats, Gevatter,
Und die alte Scheune brennt.
Seht den roten Hahn, da steht er
Auf dem Strohdach, höhnisch kräht er
Kikeriki! Potz Element!

Alles rennt mit Tassen, Töpfen,
Kellen, Kübeln, Wasser schöpfen,
Hannchen nimmt den Fingerhut.
Doch sie löschen nicht die Flammen,
Und das Alte stürzt zusammen
In der Frühlingswetterglut.

Als der erste Schreck verflogen,
Funkelte der Friedensbogen
Herrlich über Land und See.
Die erquickten Fluren dampften,
Und die frommen Rinder stampften
Friedlich wieder durch den Klee.

Also brach der edle Ritter
Feurig wie ein Lenzgewitter
In die teutsche Lyrik ein.
Wie das blitzte, wie das krachte,
Wie das jauchzte, wie das lachte:
Kinder, nur nicht ängstlich sein!

Doch man stand in Furcht verloren,
Spitzte lang und längste Ohren:
Hannchen, welch ein frecher Ton!
Aber bald fiel man im Kreise
Trunken in die neue Weise
Ein: Viktoria! Liliencron!

Er, Apollos Adjutanten-
Reiter, ritt die wohlbekannten
Teutschen Kritikaster all
In den Dreck, daß sie ihm fluchten,
Ihre Kunstperücken suchten,
Die entflogen bei dem Fall.

Unterdes aus dem Gespattel
Flog der Ritter, fest im Sattel,
Frei durchs Feld. Wer holt ihn ein?
Wie er seine Stute reitet!
Wo sich Wald und Heide weitet,
Winkt sein Schloß im Sonnenschein.

Und von Poggfreds stolzer Zinne
Über Jagd und über Minne
Läßt er seine Fahne wehn,
Die Genossen seiner Stunden,
Drunter manche Kunigunden,
Nimmt er all in Pflicht und Lehn.

Denn er ist der Herr und Meister,
Er, der freien Herren freister,
Und die Erde nennt er sein.
Ja, den Sirius verschenkt er,
Gibt zuletzt, nicht lang bedenkt er,
Noch den Mond als Trinkgeld drein.

Keiner ging aus Poggfreds Toren,
Der nicht war wie neugeboren
Und bereichert nebenbei.
Und so flog sein Ruhm, ein Adler,
Durch die Lande, und der Tadler
Witz verkroch sich und Geschrei.

Der sich dieses Lied ersonnen,
Auch ein Reiter, hats begonnen
Mit gehörigem Bedacht,
Und er wählte ihm zum Preise
Diese ritterliche Weise,
Prinz Eugen in Feld und Schlacht.

Denn gleich diesem Türkensieger
War auch unser Held ein Krieger,
Mars auch nannt ihn seinen Sohn,
Doch Apoll, im Vaterstreite,
Riß den Sieg auf seine Seite:
Mir gehört der Liliencron!

Seine Kriegs- und Heldentaten
Sind ihm baß zum Ruhm geraten,
Kühn für Kaiser und für Reich.
Doch im Donner der Kanonen
Von Germaniens Baronen
Tuts ihm jeder Junker gleich.

Aber wo die Lieder schmettern,
In Apollos Flammenwettern,
Blitzgleich stürmt er da voran.
Wer sich da mit ihm will messen,
Raus die Leier! Abgesessen!
Kling und Klang! Da liegt der Mann.

Liliencron, du edler Ritter,
Flammend wie ein Lenzgewitter
Brachst du in die Lyrik ein
Und erquicktest unsre Auen.
Deutschlands Männer, Deutschlands Frauen,
Aller Herzen, sie sind dein!


  Gustav Falke . 1853 - 1916






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