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Zwei Bücher Liebe
162 Bücher



Georg Busse-Palma
Zwei Bücher Liebe . 1. Auflage 1903



Epistel

Weißt du auch, Ruth, daß mir dein freches Lachen
Seit jener Nacht am eignen Herzen frißt!
Du willst dein Leben zur Komödie machen
Und spielst dich selbst noch schlechter als du bist.
Du bist nicht gut, doch besser wie du scheinst,
Und wetten möcht' ich, daß du manchmal weinst. -

Vielleicht im Traum, nach applaudiertem Spiel.
Du spürst dann selbst in deinem tiefsten Leben:
Wer vielen gibt, kann keinem vieles geben
Und Tausch um Tausch, auch dir gibt keiner viel.
Heut tut das nichts. Du bist noch jung und lachst.
Doch später, sag mir, was du später machst! - -

Die roten Lippen und die weißen Brüste,
Sie werden welken wie ein Blumenstrauß,
Und wer entzückt die vollerblühten küßte,
Entfernt sein Haupt und späht nach andern aus.
Vor jungen Rosen mögen tausend knien,
Wer aber bückt sich nach verwelktem Blühn? - -

Ich seh' ein Grab, das ohne Kreuz und Stein.
Drin wirst du ausruhn von den tollen Nächten,
Die du mit andern und die wir durchzechten,
Und keines Sehnsucht wird darüber sein.
An so viel Herzen hast du deins gelegt,
Daß dann nicht eines um dich Trauer trägt.

Mir graut für dich. Und fragst du mich warum:
Ich lieb' dich nicht und will dich nicht betrügen,
Doch muß es schrecklich sein, so still und stumm,
So ganz verlassen in der Gruft zu liegen.
Sieh mir ins Aug'! Kannst du sie darin sehn,
Die wilde Angst: es könnt' auch mir so gehn?!


  Georg Busse-Palma . 1876 - 1915






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